Es hat etwas unbestreitbar Faszinierendes und Erhabenes, die Sonne untergehen zu sehen. Diese magischen Augenblicke inspirieren uns immer wieder aufs Neue, die Kamera oder das Handy zu zücken und den flüchtigen Moment festzuhalten. Ob ganz spontan oder im Voraus geplant: Wir haben sieben praktische Tipps zusammengestellt, wie Du die atemberaubende Schönheit des Himmelsschauspiels einfangen kannst.
Recherchiere schon im Vorfeld, um Orte zu finden, die besonders gut geeignet sind, um bei tiefstehender Sonne fotografiert zu werden. Wetter-Websites verraten Dir den genauen Zeitpunkt, Profis nutzen Apps wie „The Photographer's Ephemeris“ um sich genau über den Sonnenstand und -winkel zu informieren.
- Sei außerdem pünktlich vor Ort – ideal sind 30 Minuten vor Sonnenauf- oder -untergang.
- Suche bereits vorab die perfekte Komposition, am besten mit einem Stativ fixieren.
- Lass Dir Zeit beim Fotografieren.
Suche nach Linien, die den Betrachter ins Bild ziehen. Setze außerdem gezielt Symmetrie ein oder setze Elemente wie Bäume und Felsen oder auch Menschen mit in den Bildausschnitt, um Deinen Bildern mehr Tiefe zu verleihen.
- Bei den meisten Bildkompositionen zum Sonnenuntergang soll die Schärfe hinten sein – also dort fokussieren (Handy: an den Horizont tippen).
- Fotografiere mit geschlossener Blende, zum Beispiel f/10 oder größere Blendenzahl, um das Bild von vorne bis hinten scharf zu bekommen.
Ein Stativ hilft, die Kamera bei längeren Verschlusszeiten ruhig zu halten, und verhindert Verwacklungen durch Handbewegungen. So kannst Du länger mit niedrigerer ISO-Empfindlichkeit fotografieren, was dank weniger Bildrauschen für eine bessere Bildqualität sorgt.
- Wenn der Helligkeitsunterschied zwischen Himmel und Vordergrund sehr groß ist, kannst Du Grauverlaufsfilter einsetzen, um die Belichtung auszugleichen. Diese Filter, de facto getönte Glasscheiben, dunkeln den Himmel ab, während der Vordergrund korrekt belichtet bleibt.
- Ist der Helligkeitsunterschied in der Aufnahme nicht zu groß, kannst Du den Effekt des Grauverlaufsfilters auch in der Bildbearbeitung simulieren.
Wasser ist die perfekte Leinwand für atemberaubende Spiegelungen. Wenn Du nicht gerade ohnehin am Meer bist, suche nach Seen, Teichen oder auch Pfützen, um die leuchtenden Farben des Himmels einzufangen, die sich auf der Wasseroberfläche spiegeln.
- Beobachte das Farbenspiel am Himmel. Die besten Fotos entstehen oft, wenn die Sonne hinter den Wolken oder schon hinterm Horizont verschwunden ist. Dann wird der Himmel herrlich pastellig.
- Für eine Inszenierung wie hier im Bild gilt: Rechtzeitig vor Ort sein! Am besten sogar sehr früh – sonst ist der Steg womöglich schon belegt.
Fotografieren im RAW-Format
Sonnenuntergänge sind ein gutes Beispiel für eine nicht ganz einfache Belichtungssituation. Die Helligkeitsunterschiede im Bild sind groß: die Sonne selbst ist sehr hell, der Vordergrund bekommt aber nur noch wenig Licht ab und ist entsprechend dunkel. Da lohnt es sich, die Kamerafotos nicht nur als JPEGs, sondern zusätzlich im Dateiformat RAW aufzeichnen zu lassen. So hast Du später mehr Flexibilität bei der Nachbearbeitung.
RAW fängt mehr Tonwerte ein als JPEG, sodass Du scheinbar verlorene Informationen aus den Lichtern (besonders helle Bereiche des Fotos) und Schatten (besonders dunkle Bereiche des Fotos) ziehen kannst. So ist ein Aufhellen oder Abdunkeln ohne Qualitätsverlust möglich. Außerdem lässt sich in RAW der Weißabgleich nachträglich verändern – und damit die Stimmung des Bildes.
Probiere verschiedene Weißabgleich-Einstellungen aus, um die Stimmung Deiner Bilder zu verbessern oder zu verändern. Die warmen Töne der Goldenen Stunde können durch einen wärmeren oder ausgeglicheneren Weißabgleich verstärkt werden. Bei einem Foto der Skyline einer Stadt lohnt sich aber zum Beispiel auch eine kühlere Bildstimmung.
- Auch am Smartphone kannst Du den Weißabgleich manuell einstellen. Suche in Deiner Kamera-App nach dem „Pro“- oder „Experten“-Modus.
- Auf dem Display siehst Du schon vor der Aufnahme die Veränderung.
- Zusatztipp: Um die Sonne so sternenförmig wie hier im Bild abzubilden, wähle eine sehr geschlossene Blende von f/16 oder noch größere Blendenzahl. Am Handy ist der Effekt leider nicht zu erzielen.
Sonnenaufgang und Sonnenuntergang bieten lange Schatten und faszinierende Lichtmuster. Setze diese kreativ ein, um Deiner Kompositionen Tiefe und Struktur zu verleihen. Silhouetten können Deinen Bildern Dramatik und Faszination verleihen. Suche nach interessanten Formen oder Motiven vor dem farbenfrohen Himmel und belichte gegen den helleren Hintergrund, sodass markante Silhouetten entstehen.
- Fokussiere auf das Objekt, das später als Silhouette abgebildet wird.
- Belichte so, dass die Silhouette auch wirklich sehr dunkel abgebildet ist. Im Zweifel unterbelichten, indem Du an der Kamera die Taste [+/-] nutzt.
Die Kameraautomatik kommt mit den harten Kontrasten beim Fotografieren in die Sonne nicht immer gut klar. Kontrolliere daher, was Du gerade aufgenommen hast und setze, wenn möglich, den manuellen Modus ein, mit dem Du die volle Kontrolle über Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert hast.
- Starte mit ISO 200, wenn Du freihand fotografierst und mit einer mittleren Blende, zum Beispiel f/6,3. Vom Stativ gern die Blende etwas weiter schließen.
- Die passende Zeit hast Du, wenn das Bild in der Vorschau richtig belichtet aussieht. Passe die Werte den sich nun schnell ändernden Lichtverhältnissen immer wieder an.
Den Moment erleben
Und nun? Probiere Dich in Ruhe aus. Mit unseren Tipps hast Du die passenden Ratschläge an der Hand, um Deine vielleicht ersten geplanten Sonnenuntergangsfotos zu machen und Dich dabei stetig zu verbessern.
Ob Du dafür eine Kamera oder Dein Smartphone in die Hand nimmst, in beiden Fällen gilt: Vergiss nicht, den besonderen Augenblick des Sonnenuntergangs auch bewusst zu genießen. Denn dieser magische Moment lässt sich immer noch am besten mit den eigenen Augen erleben.
Wir wünschen Dir wundervolle Sonnenuntergangsmomente.